Der Ritt auf der Nordsee-Welle

Nach den 3-fachen Ostsee-Erfahrungen (Härtetest) und nach der Amrum-Challenge 2 (Pfingsten 2019) war es dieses Jahr wieder so weit, die Skulls in raues Wasser zu tauchen.
Also sich beim 3. Amrum Coastal Rowing Camp Himmelfahrt 2024 angemeldet und ab in den Norden nach Amrum.

In den Vorbereitungsmails des Organisators Tobias wurden zwei Hinweise betont: ausreichend warme Kleidung einpacken – Kleidungs-Optimisten werden mit Kälte und Regen bestraft und bringt euch für den Tag ausreichend Essen & Trinken !! zur weit vorne am Wassersaum gelegenen Strandkorb-Arena mit.

Als Flachländer, der sich vorwiegend zwischen den Häuserschluchten bewegt, ist man der stetigen Brise an der Küste nicht gewohnt. Also lange Ruderklamotten, Neopren Schuhe/T-Shirt und Hose, eingepackt, sowie Snacks und Wasser für das leibliche Wohl an der Standkorb-Arena auf dem Festland eingekauft (geht auch auf der Insel beim einzigen Edeka-Laden).

Um den Stress mit geänderten Abfahrzeiten der Fähre zu entgehen (Tide), in Dagebüll noch eine Übernachtung eingeplant, sodass man relaxt am nächsten Tag nach Amrum übersetzte.

Über Messenger Signal kam die Nachricht, dass wir uns aufgrund der Teilnehmerzahl am Strand treffen werden. Also ab zum Strand und schnell die richtige Gruppe angesprochen. Irgendwie erkennen sich die Ruderer.

Übrigens es waren 70 Teilnehmer gemeldet.

Dauerte auch nicht lange und es rollte vom Trecker gezogen, der Bootshänger mit den coastal rowing Boote auf den Strand.

Der nächste Morgen startete um 09:00 Uhr auf dem Podest der Surfschule Boyens mit einer Einweisung, mit den Booten und den Skulls sorgsam umzugehen, da ein Bruch – wie Tobias an einem zerstörten Skull zeigen konnte, schnell passieren kann. Danach ging es zum Strandkorb-Camp am Wassersaum.
Dort einen weiß-blau gestreiften Strandkorb, passend zur den Vereinsfarben und Wimpel ausgewählt, beflaggt und dann ging es schon los zum Helfen. Für die erste Tour mussten die Boote abgeladen, aufgeriggert und dann zum Wasser getragen werden. So konnte der erste Teil der Teilnehmer losstarten.

Die erste Tour im Doppelzweier erfolgte mittags mit Philipp zur Insel Föhr, nach Utersum.

Ich übernahm auf Platz 1 das Steuern. Wobei dies einfacher klingt, als es dann umgesetzt werden konnte, da die Wellen und fehlende Landmarkierungen das Halten des Kurses schwierig machten.

Angesagt, war im Pulk zu fahren. Dies klappt bei einer Wanderfahrt nicht, sowie bei offener See. Da ein Boot Probleme mit der Dolle hatten und zurückfuhren, war wir und ein weiterer Zweier die ersten die auf Föhr anlandeten. Die anderen Boote kamen dann auch und somit konnte ein gemeinsames Erinnerungsfoto geschossen werden.

Am nächsten Tag war keine Sonne, dafür Wind. Der Beach Sprint wurde auf den nächsten Tag verlegt, so dass nun die Inselumrundung geplant war.

Die erste Inselumrundung erfolgte als Staffel, mit Mannschaftswechsel in Wittdün. Eine andere Gruppe ist nach Sylt gerudert.

Die zweite Inselumrundung war angekündigt als „Volle Pulle“ und ging auf Zeit. Die vorlegte Zeit bei besten Wind und Wellenverhältnissen war 2h37min.

Da ich keine Staffelumrundung wollte, blieb mir nur diese Tour auf Schnelligkeit. Damals 2019 hatte ich eine lockere Tour bis zum Leuchtturm Süddorf im Vierer mitgemacht. Auch mein Mitruderer Reinhard kannte die Strecke nicht.

Nach dem die Boote ausgerichtet waren und der Start erfolgte, ging es für uns im Doppelzweier nun um die Insel.

Leider verschaukelten wir in den Wellen unsere Zeit. Die anderen Boote waren schon weit voraus und der verbliebene Frauenvierer musste wegen Seekrankheit einer Ruderin das Rennen aufgeben.

Also alleine den Kurs suchend, versuchten wir auf Luv von Amrum nicht zu nahe an die Brandungswellen zu kommen, jedoch auch nicht zu weit weg von der Insel, denn dort waren die Wellen auch nicht besser. Nachdem wir parallel zum Kniepsand (Südspitze) ruderten, waren die Wellen flacher und daher angenehmer. Nach Wittdün blieb es moderat mit den Wellen, da wir nun auf der Leeseite der Insel waren. Auf Wittdün haben wir einen Funkmast als Fixpunkt (Landmarke) gewählt und konnten somit Kurs haltend pro 1.000m wieder Zeit gutmachen. Spätestens an der Nordspitze Amrum begrüßten uns wieder die Nordseewellen. Nach der Umrundung der Nordspitze, nur nicht den Wetter Messpfahl treffen. Danach kurz auf gestoppt um die Lage zu sondieren. Die Tide hatte schon eingesetzt, so dass wir eruierten, wie wir die Untiefe nehmen sollen.

Als wir am Startpunkt anlandeten wurden wir herzlichst begrüßt, dass wir es geschafft haben. Unserer Ruderzeit war als letztes Boot nun nicht der Brüller, aber die anderen erfahrenen Ruderer hatten an diesem Tag auch viel Zeit auf dem Wasser gelassen. Ein kleiner Trost und ein Ansporn in 2025 die Umrundung „Volle Pulle“ erneut anzugehen.

Für den letzten Tag wurde erneut Inselumrundung „Genuss“ angeboten (diesmal im Priel) und Fahrt nach Sylt, so dass zum Abschluss noch der Beach Sprint durchgeführt werden kann.

Diesmal ergatterte ich einen Platz im Frauen-Vierer. Da bei dieser Tour die Fährstrecke gekreuzt werden muss, bat Tobias um Pulk Fahrt. Daher sammelten sich alle Boote. Diesmal hatten wir schönes Wetter und angenehme Wellen. Oder lag es daran, dass ich mit dem Doppelzweier bisher anderes gewohnt war?

Auf jedem Fall war es eine schöne Tour rüber nach Sylt. Dort angekommen, waren die Damen schwupp in Richtung Kiosktoilette gelaufen. So blieb ich als erfahrener Wanderfahrer zusammen mit der Steuerfrau Iris am Boot. Es dauerte nicht lange und ein Adler-Schiff kam nah am Strand langsam vorbeigefahren (Fahrrinne quer zum Strandabschnitt).

Dies bedeutete jedoch Heckwellen, die die Ruderboote unkontrolliert weiter auf den Stand schieben. Also Boot festhalten und Wellen durchlaufen lassen. Nicht nur bei dieser Aktion, sondern auch bei den Touren ist daher eine Neopren-Hose sinnvoll.

Nach einer kurzen Pause mit Gruppenfoto ging es wieder zurück nach Amrum, damit der Beach Sprint noch durchgeführt werden kann. Da ansonsten durch die einsetzende Tide, die Gefahr besteht, dass die Untiefe nicht mehr mit Wasser bedeckt ist.

Fazit
Die beiden Touren Föhr und Sylt sind ungefähr 13 km Wellenritt, die Inselumrundung bei Flut 30 km. Bei Ebbe muss der Priel, der mit den Pricken gekennzeichnet ist, genommen werden. Dieser liegt mehr in Richtung Föhr.

Übrigens, so ein coastal rowing Vierer wiegt um die 150kg. Also es gibt "lange Arme", wenn nicht genügend Ruderer/innen mit anpacken.

Für coastal rowing sollte Rudererfahrung auch in Kleinbooten schon vorhanden sein. Von der Ausrüstung reicht Rudershirts (schnelltrocknend), Regenjacke (Spritzwasser, Wind), eine Rettungsweste (begrenzt vor Ort) und eine Neoprenhose, sowie Neoprenschuhe (warme Füße). Empfehlenswert auch Ruderhandschuhe (Sand, Salzwasser).

PS: einen guten Überblick liefert:

Michael

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