Der Rheinmarathon 2024

Für mich war es ganz klar: am Rheinmarathon würde ich nie teilnehmen. 2012 bin ich im Mannheimer Hafen gekentert und seitdem habe ich großen Respekt vor dem Fluss. Und jetzt fragt mich Anfang des Jahres Judith aus Eltville, ob ich nicht für Maria aus Berlin (die ich zufällig kenne) starten kann. Sie sichert mir zu, dass der Steuermann sehr erfahren ist. Ein „Wikinger“ aus Hamburg…

Ich habe großen Respekt vor dem Rhein, aber auch eine Rechnung offen. Also lasse ich mich überreden. Aber Detlef aus Ludwigshafen, der Organisator dieser Mannschaft, will erstmal wissen – telefonisch – ob ich die 42 km schaffen kann. Ich kann ihn überzeugen und wir treffen uns im Sommer zwei Mal bei Neptun, um zusammen zu trainieren. Wir, das sind Detlef, Judith und Alex, ein junger Grieche, auch aus Ludwigshafen.

Alles ist schon geplant: das Boot ist schon längst gemeldet, die Jugendherberge in Düsseldorf ist für zwei Nächte reserviert, Max als Chauffeur engagiert, die Mittwochs-Skulls und das Boot Südzuckersusi (😉) stehen bereit…als Judith am Mittwoch leider absagen muss. Zum Glück finden wir Susanne, eine Ruderin vom RaB in Essen, und weil sie deutlich älter als Judith ist, starten wir nicht mehr in der Altersklasse E sondern F.

Am Freitag bringen wir das Boot nach Leverkusen, riggern es auf und fahren nach Düsseldorf zum Übernachten. Früh am Morgen fährt Max die Mannschaft zum Start (es kommt mir sehr lange vor, und wenn ich daran denke, dass ich die Strecke rudern soll…) und wir sind schon erleichtert, denn das Wetter ist perfekt: es ist zwar noch kalt aber die Sonne scheint und es gibt keinen Wind. Der Rhein hat ordentlich Strömung, sodass Detlef von uns zwei Sachen erwartet: eine Zeit unter 2:30 Stunden und ein Platz auf dem Podium. Da in der Klasse F nur 4 Boote angemeldet sind, ist die zweite Aufgabe machbar. An einen Sieg ist es nicht zu denken, das Boot aus Karlsruhe, Kettwig und Schweinfurt kenne ich schon vom 1. Mai in Frankfurt, sie sind unschlagbar.

Die Mitglieder des einheimischen Vereins helfen allen 164 Booten beim Start, alles ist supergut organisiert. Kurz vor 10 Uhr ist es soweit! Wir starten! Sofort bemerke ich, wie schnell das Boot sich bewegt. Dank meiner Uhr weiß ich, dass wir jeden Kilometer in 3:10 bis 3:20 Minuten rudern. Dieses Tempo werden wir bis zum Ende halten! Ich fange zu rechnen an, wie viel Zeit wir bei dem Tempo brauchen werden… (3 Minuten mal 42= 126 Minuten, 20 Sekunden mal 42 durch 60… ich gebe auf 😉).

Nach 6 Kilometern überholen wir das holländische Boot aus unserem Rennen; ein Platz auf dem Treppchen haben wir jetzt auf jeden Fall. Die 10 ersten Kilometer gehen wie im Flug vorbei. Ich zähle die Frachter, die wir kreuzen, ca. 20 über 20 Kilometer. Jedes Mal schaukelt das Boot, aber Ulrich meistert seinen Job und wir tanken wenig Wasser. Ein einziges Mal muss er die Lenzpumpe benutzen: drei Bergfahrer fahren parallel und kreuzen einen Talfahrer. Ulrich schreit „Vorsicht Wellen“ und Alex im Bug wird geduscht… Wir müssen am Rand rudern und sofort brauchen wir 4 Minuten für einen Kilometer. Aber dann steuert uns Ulrich wieder in die Mitte und während mehrerer Kilometer haben wir den Rhein nur für uns – nur ab und zu ein DLRG-Boot.

Nach 40 Kilometern kommen wir an einer Kirche vorbei, die gerade läutet, es ist 12 Uhr und wir sind fast angekommen, unter 2.30 Stunden werden wir schaffen! „Alles geben!“, schreit Detlef, die letzten Züge und „Tüt“, wir sind angekommen, müde aber noch in der Lage auszusteigen. Auch am Ziel wird unser Boot von Helfern aus beiden Düsseldorfer Vereinen getragen und auf den Wagen gebracht. Ulrich holt uns erstmal ein Bier, und dann sofort abriggern. Und Max? Nachdem er den Bus nach Düsseldorf zurückgebracht hat, ist er joggen gegangen. Er kommt aus der Dusche und kann nicht glauben, dass wir schon da sind. Wir haben 2:19:39 gebraucht und sind damit Zweiter. Detlef ist glücklich (wir auch!).

Bis fast 17 Uhr essen wir, unterhalten uns (ich mit Ruderern, die zu RundUm kommen…), beobachten die Boote die immer noch ankommen… ….und dann ist es soweit. Siegerehrung mit dem Bürgermeister, Radaddelchen für alle (hier gibt es nicht nur Gold für den ersten Platz, sondern auch Silber und Bronze). Den Abend verbringen wir in einem schönen Lokal in Düsseldorf, wo wir die Batterien wieder aufladen. Ich fühle mich supergut. Statt mit der Straßenbahn zu fahren, laufen wir zurück zur Jugendherberge. Erst am Sonntag im Bus fällt mir auf, dass ich kaputt bin 😉

Es ist mir klar, dass wir mit dem Wetter großes Glück hatten. Die Bedingungen waren so gut, dass der alte Rekord aus dem Jahr 1978 gebrochen wurde. Zum ersten Mal ist eine Mannschaft unter 2 Stunden geblieben. Es sind Stuttgarter, mit dabei ist auch Matthias Auer, der oft bei uns RundUm gewonnen hat!

isabelle

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